Reicht 22 kW AC-Laden für Nutzfahrzeugflotten? Eine TCO-Analyse
Flottenmanager stehen vor der Entscheidung: Reicht das 22 kW AC-Laden im Depot oder sind teure DC-Schnelllader nötig? Die Antwort liegt in der Analyse der Standzeiten und der Gesamtbetriebskosten (TCO). Für über 90 % der Anwendungsfälle ist die AC-Lösung nicht nur ausreichend, sondern klar überlegen.
Das Thema kurz und kompakt
Für eine 110-kWh-Batterie beträgt die Ladezeit an einer 22-kW-AC-Säule nur 5 Stunden, was für nächtliche Standzeiten von 8-12 Stunden völlig...
Die Kosten für Anschaffung und Installation von 22-kW-AC-Wallboxen sind erheblich geringer als bei DC-Schnellladesäulen.
Intelligentes Lastmanagement vermeidet teure Netzanschlusserweiterungen und stellt sicher, dass alle Fahrzeuge morgens betriebsbereit sind.
Die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugflotten ist keine Frage des Ob, sondern des Wie. Eine zentrale, oft übersehene Stellschraube für die Wirtschaftlichkeit ist die Ladestrategie. Während DC-Schnellladen (Gleichstrom) hohe Leistung verspricht, stellt sich für Flottenbetreiber die pragmatische Frage: Ist das für den täglichen Betrieb im Depot überhaupt notwendig? Die Analyse zeigt, dass das Laden mit 22 kW Wechselstrom (AC) in der Regel die intelligentere Wahl ist. Es optimiert die Total Cost of Ownership (TCO), schont die Batterie und sichert die Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge – genau dort, wo sie die meiste Zeit verbringen: über Nacht im Depot.
Analyse der Ladezeit: 5 Stunden für eine volle Schicht
Die Kernfrage der Ladeinfrastruktur lässt sich mathematisch beantworten. Ein HEERO D2E-Sprinter mit einer 110-kWh-Batterie benötigt an einer 22-kW-AC-Wallbox exakt 5 Stunden für eine vollständige Ladung (110 kWh / 22 kW). Typische Nutzfahrzeuge im Kommunal- oder Last-Mile-Einsatz haben nächtliche Standzeiten von 8 bis 12 Stunden. Damit steht mehr als genug Zeit für eine Vollladung zur Verfügung. Diese einfache Rechnung belegt, dass für das Depotladen über Nacht keine höheren Ladeleistungen erforderlich sind. Die Fahrzeuge sind jeden Morgen mit 100 % Kapazität und bis zu 425 km Reichweite voll einsatzbereit. Die operative Zuverlässigkeit ist somit vollständig gewährleistet, ohne in teurere Infrastruktur investieren zu müssen. Diese Effizienz in der Standzeitnutzung ist der erste Baustein zur TCO-Reduktion.
TCO-Vorteil AC-Laden: erheblich geringere Infrastrukturkosten
Die Entscheidung für AC- oder DC-Laden hat massive Auswirkungen auf die Gesamtbetriebskosten. AC-Wallboxen sind in Anschaffung und Installation signifikant günstiger als DC-Schnellladesäulen. Die Kosten für DC-Systeme können schnell das Fünf- bis Zehnfache betragen, insbesondere wenn ein neuer Mittelspannungsanschluss erforderlich wird. Zudem ist das langsamere AC-Laden akkuschonender, was die Lebensdauer der 110-kWh-Batterie verlängert und den Restwert des Fahrzeugs sichert. Die Einsparungen bei der Infrastruktur können sich auf Zehntausende Euro pro Standort summieren.
Die wesentlichen Kostenvorteile des 22-kW-AC-Ladens im Überblick:
Geringere Hardwarekosten: Eine 22-kW-Wallbox kostet nur einen Bruchteil einer 50-kW-DC-Säule.
Reduzierte Installationskosten: Der Anschluss an das bestehende Niederspannungsnetz ist oft ohne teuren Netzausbau möglich.
Keine Ladeverluste: Moderne AC-Systeme arbeiten mit einem Wirkungsgrad von über 95 %.
Längere Batterielebensdauer: Schonende Ladezyklen reduzieren die Degradation der Batteriezellen erheblich über die Haltedauer.
Diese Faktoren machen das 22 kW AC-Laden zur wirtschaftlichsten Methode für das planbare Laden im Depot.
DC-Schnellladen: Die Ausnahme, nicht die Regel
Trotz der Vorteile des AC-Ladens hat auch das DC-Laden seine Berechtigung, allerdings in einer anderen Rolle. DC-Laden ist für das „Opportunity Charging“ gedacht – das schnelle Nachladen unterwegs, um die Reichweite bei unvorhergesehenen Touren zu verlängern. Der HEERO D2E-Sprinter kann mit bis zu 165 kW Gleichstrom laden und erreicht so in nur 60 bis 90 Minuten einen Ladezustand von 80 %. Dies ist ideal für Fahrzeuge im 2-Schicht-Betrieb oder bei sehr langen, außerplanmäßigen Routen. Für über 90 % der Flotten ist dies jedoch ein seltener Anwendungsfall. Die strategische Frage ist nicht AC oder DC, sondern die richtige Balance. Die Basis bildet in der Regel das kosteneffiziente AC-Laden im Depot. DC-Laden ist eine Ergänzung für spezifische operative Spitzen, keine Grundlage für den täglichen Betrieb.
Netzstabilität sichern: Intelligentes Lastmanagement als Schlüssel
Wenn eine ganze Flotte gleichzeitig mit 22 kW lädt, kann die Netzanschlussleistung schnell an ihre Grenzen stoßen. Zehn Fahrzeuge würden simultan 220 kW Leistung benötigen. Ein intelligentes Lastmanagement-System ist hier die Lösung. Es verteilt die verfügbare Leistung dynamisch auf die angeschlossenen Fahrzeuge. So wird sichergestellt, dass die maximale Anschlussleistung des Depots nie überschritten wird, aber dennoch alle Fahrzeuge am Morgen voll geladen sind. Ein solches System vermeidet teure Lastspitzen und kann die jährlichen Netzentgelte signifikant senken.
Der Prozess eines intelligenten Lastmanagements läuft typischerweise in diesen Schritten ab:
Analyse: Das System erfasst den State of Charge (SoC) jeder einzelnen Fahrzeugbatterie.
Priorisierung: Fahrzeuge mit niedrigem SoC oder früherer Abfahrtszeit werden priorisiert.
Verteilung: Die verfügbare Gesamtleistung wird gestaffelt und dynamisch auf die Fahrzeuge verteilt.
Überwachung: Der Ladevorgang wird kontinuierlich überwacht und angepasst, um das Netz zu stabilisieren.
HEERO bietet eine umfassende Depotladeberatung, um eine solche maßgeschneiderte und kosteneffiziente Ladeinfrastruktur zu planen.
CVD-Konformität und Betriebssicherheit durch planbares Laden
Die Clean Vehicles Directive (CVD) der EU erzeugt erheblichen Druck auf öffentliche Auftraggeber und deren Dienstleister, ihre Flotten zu dekarbonisieren. Die Beschaffungsquoten für saubere Nutzfahrzeuge liegen bei 38,5 %. Eine zuverlässige Ladeinfrastruktur ist die Grundlage, um diese gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen und den Betrieb aufrechtzuerhalten. Eine auf 22 kW AC-Laden basierende Depot-Infrastruktur bietet maximale Betriebssicherheit. Die Fahrzeuge sind jeden Tag planbar einsatzbereit. Diese Zuverlässigkeit ist ein entscheidender Faktor für die Erfüllung von Dienstleistungsverträgen und die Vermeidung von Konventionalstrafen. Die D2E-Umrüstung von HEERO in Kombination mit einer durchdachten Ladeplanung stellt sicher, dass Flottenbetreiber die CVD-Quoten nicht nur erfüllen, sondern dies auch auf die wirtschaftlichste Weise tun.
Weitere nützliche Links
Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bietet detaillierte Statistiken zur Elektromobilität in Deutschland.
Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) informiert über Nutzfahrzeuge mit alternativen Antrieben im Kontext des Klimaschutzes im Verkehr.
Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur stellt Informationen und Ressourcen speziell für Nutzfahrzeuge bereit.
NOW GmbH bietet eine Übersicht von Studien zu den Gesamtbetriebskosten (TCO) von klimafreundlichen Nutzfahrzeugen.
The International Council on Clean Transportation (ICCT) beleuchtet in einem Factsheet die Gesamtbetriebskosten (TCO) von batterieelektrischen Nutzfahrzeugen in Europa, mit Fokus auf Deutschland.
Bundesnetzagentur informiert umfassend über das Thema Elektromobilität.
FAQ
Ist 22 kW AC-Laden für jede Flottengröße ausreichend?
Ja, die Ladeleistung von 22 kW ist prinzipiell für jede Flottengröße geeignet. Entscheidend ist nicht die Leistung pro Fahrzeug, sondern ein intelligentes Lastmanagement, das die Gesamtleistung des Netzanschlusses optimal auf die Fahrzeuge verteilt. So können auch 20 oder mehr Fahrzeuge über Nacht zuverlässig geladen werden, ohne das Stromnetz zu überlasten.
Was passiert, wenn mein Fahrzeug nur mit 11 kW AC laden kann?
Eine 22-kW-Wallbox ist abwärtskompatibel. Wenn Ihr Fahrzeug nur eine Ladeleistung von 11 kW unterstützt, wird es auch nur mit dieser Leistung laden. Die Ladezeit für eine 110-kWh-Batterie verdoppelt sich dann auf ca. 10 Stunden, was für die meisten nächtlichen Standzeiten in der Regel noch problemlos ausreicht. Die Investition in eine 22-kW-Infrastruktur ist dennoch zukunftssicher.
Benötige ich für 22-kW-Wallboxen eine Genehmigung?
Ja, in Deutschland müssen Ladeeinrichtungen mit mehr als 11 kW Leistung vom zuständigen Netzbetreiber genehmigt werden, bevor die Installation erfolgt. Dies dient der Sicherstellung der Netzstabilität. HEERO unterstützt im Rahmen der Depotladeberatung bei diesen Prozessen, um eine reibungslose Planung und Inbetriebnahme zu gewährleisten.
Schadet häufiges 22-kW-Laden der Fahrzeugbatterie?
Nein, das Laden mit 22 kW AC gilt als Normalladen und ist sehr schonend für die Lithium-Ionen-Batterie. Im Vergleich zum DC-Schnellladen mit 165 kW oder mehr entsteht deutlich weniger thermische Belastung, was die Zellalterung verlangsamt und die Lebensdauer des Akkus maximiert. Dies wirkt sich positiv auf den TCO und den Wiederverkaufswert des Fahrzeugs aus.
Wie hoch sind die Ladeverluste beim 22 kW AC-Laden?
Moderne On-Board-Charger in Fahrzeugen wie dem HEERO D2E-Sprinter arbeiten sehr effizient. Die Ladeverluste bei der Umwandlung von Wechsel- in Gleichstrom liegen typischerweise bei nur 5 bis 8 %. Das bedeutet, von 22 kW Leistung, die aus der Wallbox kommen, gelangen über 20 kW direkt in die Batterie. Dies ist ein exzellenter Wert für die Energieeffizienz.
Kann ich mit einer 22-kW-Infrastruktur auch DC-Lader kombinieren?
Ja, eine hybride Ladeinfrastruktur ist oft eine sinnvolle Strategie. Die Basis für das planbare Laden über Nacht bilden die kosteneffizienten 22-kW-AC-Wallboxen. Für operative Notfälle oder Fahrzeuge im Mehrschichtbetrieb kann ein einzelner DC-Schnelllader als „Joker“ installiert werden. HEERO analysiert Ihren individuellen Bedarf und plant die optimale Kombination.




